Welche Programmiersprachen eignen sich für Anfänger?

Mittlerweile bin ich überzeugt, dass im Lehrbetrieb auch Sadisten arbeiten.

Zumindest kommt es mir so vor, wenn ich von Programmierkursen in C++ oder Java höre, die in nicht-technischen Studienfächern zum Curriculum gehören.

Manchmal sogar als Pflichtkurse.

Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Menschen, die nie etwas mit Computerprogrammierung zu tun gehabt haben, muss man behutsam an die Sache heranführen.

Verbrannte Erde

Bring Einsteigern public static void main bei, oder den Unterschied zwischen einfachen und komplexen Datentypen, oder dass sie sich selbst um Speicherverwaltung zu kümmern haben, und du wirst verbrannte Erde hinterlassen.

Du wirst sie in dem Glauben bestärken, dass Computer diese unbeherrschbaren Maschinen sind. Die nur was für diese Freaks sind, von denen sich jeder gern distanziert (auch ich). Du wirst ihnen die letzte Hoffnung nehmen, die Arbeitsweise von Computern auch nur ansatzweise zu verstehen. Im besten Fall rennen sie einfach nur schreiend weg und reden nicht mehr mit dir.

Programmieren soll Spaß machen. Gerade für Einsteiger sollten daher Sprachen gewählt werden, mit denen schnell Ergebnisse erzielt werden können und die den Fokus nicht auf sich ziehen, sondern bei dem zu lösenden Problem belassen.

Daher hier meine Favoriten, die ich jedem ans Herz legen möchte.

Ruby: Leichter Einstieg und doch mächtig

Wie schon erwähnt: Wer gerade erst in die Programmierung einsteigt, will schnell Erfolge sehen, ist ungeduldig. Diese Ungeduld können viele Sprachen, die Anfängern im Studium beigebracht werden, nicht stillen.

Ruby hingegen stellt mit der Interactive Ruby Shell (IRB) das ideale Werkzeug zum Ausprobieren von kurzen Programmen bereit -- selbst für Erfahrene.

Mit try ruby! kann man das sogar online ausprobieren -- in 15 Minuten. Und gewinnt dabei einen kurzen Überblick in die Möglichkeiten der Sprache.

Dabei wird dann klar, dass Programmierung nicht nur was für Ariane-Raketen ist, sondern auch für den Hausgebrauch.

(Wer mit solche spielerischen Tutorials nichts anfangen kann und stattdessen lieber Zeichnungen eines -- sagen wir, exzentrischen -- Freaks betrachtet, um seine gängigen Vorurteile aufzufrischen, kann auch gern mal Why's Poignant Guide to Ruby durchblättern.

Smalltalk: Entworfen für Kinder – aber muss das Erwachsene abhalten?

Smalltalk und dessen Umsetzung Squeak ist von jeher für die Kleinsten konzipiert. Es ist ein in sich geschlossenes System zum Programmieren.

Das ist schon deshalb vorteilhaft, weil man von der Datei als Metapher wegkommt -- mancher meint ja sogar, das Konzept von Dateien liegt im Sterben. Und hat damit nicht ganz Unrecht.

(Nebenbei bemerkt überrascht mich immer wieder, mit welcher Vehemenz sich Otto Normalnutzer die Verzeichnishierarchie zu Nutze machen, um Fotos zu katalogisieren -- wo es doch Programme gibt, die diesen Zweck viel eleganter lösen als jeder Dateimanager dazu im Stande wäre. Aber ich schweife ab...)

Alles, was man in Smalltalk sieht, kann man untersuchen und verändern. Das lädt zum Ausprobieren ein, zumal sämtliche Änderungen automatisch protokolliert werden.

Und weil man das nicht in einer Viertelstunde online probieren kann, sei an dieser Stelle das kostenfreie Buch Squeak by Example als eine wunderbare Einführung in Squeak Smalltalk empfohlen.

Überzeugt?

Hast du während deiner Ausbildung schlechte Erfahrungen mit Programmierkursen gemacht? Bist du ein gebranntes Kind? Mit welcher Sprache wurdest du gequält?

Oder hast du noch einen Tipp, welche Sprache für Anfänger geeignet sein könnte? Hast du mit Ruby oder Smalltalk vielleicht schon Erfahrungen gesammelt?

Sag es uns in den Kommentaren!

[Foto von iboy, CC-Lizenz]

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